Älter ist besser
Vor nunmehr vier Jahren meldete sich im Rahmen des Unterrichts zum Thema Ausgrabungen ein Kind und bot an, sein Vater sei vom Fach und könne hier auch gern etwas dazu vorstellen. Gesagt, getan: seitdem kommt Herr Benjamin Binzenhöfer jedes Jahr an die Schule für einen halben Vormittag, in dem es um die ganze Bandbreite geht: von Moorleichen über Getreidevorräte, von Urnenfeldern über illegale Grabungen und alles, was sich am Maindreieck an menschlichen Spuren der Vergangenheit unter der Erde finden lässt, und zwar je älter, desto besser.
Ein Kind, das Lego-Sets nach ihrem Alter ordnen kann, hat das Grundprinzip von Archäologie verstanden: chronologische Auswertung mit dem Ziel, Entwicklungen zu erkennen. Und auszuwerten gibt es Herrn Binzenhöfer zufolge viel hier vor Ort. Im Vortrag ging es dementsprechend um Gaubüttelbrunn, Prosselsheim und natürlich auch Marktbreit oder Segnitz.
So schilderte der Referent 5000 Jahre alte Getreidekammern mit Giftschutz gegen Nager, Grabmoden, und wie man aus kleinsten Hinweisen Rückschlüsse auf Baumethoden oder Kleidungsmoden ziehen kann. Dabei war es für die Schülerinnen und Schüler etwas Besonderes, mit den eigenen Fingern die herumgehenden Scherben abzutasten in dem Wissen, dass vor 2000 Jahren ein römischer Handwerker die Verzierungen darauf hinterlassen hat, oder dass vor 1000 Jahren eine Frau vor ihrem eigenen Begräbnis die Lockenringe trug, die man eben mit der Hand durch das Plastiksäckchen fühlt.
Nach einer intensiven Fragerunde zu seinen lustigsten, wertvollsten oder ekligsten Funden ging es mit Herrn Binzenhöfer in die Chemieräume zum praktischen Teil: hunderte Scherben mussten mit der Zahnbürste gesäubert und teils auch begutachtet werden. Dabei war auch der Archäologe selbst überrascht, dass manche unerwarteten Färbungen und Formen am diesmal ausgewählten Ursprungsort auftauchten.
Damit konnten die Schülerinnen und Schüler aus erster Hand sehen, hören und ertasten, wie aktuell Vergangenheit vor Ort erforscht und ausgewertet wird.




