Maria gegen Elisabeth

Schlägt man das gelbe Reclam-Heft auf, findet man in der Liste der auftretenden Personen in Schillers Trauerspiel 15 männliche Rollen zuzüglich diverser (ebenfalls männlicher) Hofdiener, Trabanten und Berater. Die Anzahl der Frauenrollen ist verschwindend gering, doch in der Neuinterpretation des Theater Ensembles Würzburg stellt Regisseur Andreas Büettner nicht nur die wichtigsten Frauen in den Mittelpunkt, sondern macht daraus direkt ein Zwei-Frauen-Stück.

Elisabeth I., Königin von England, und Maria Stuart, schottische Königin und Konkurrenz um den englischen Thron, teilen sich 70 Minuten lang die Bühne, ununterbrochen, intensiv und anders als im Original. Die beiden Schauspielerinnen zogen die Schülerinnen und Schüler der Q12 in ihren Rollen von Anfang an in ihren Bann, das Ringen der Königinnen um Macht und Freiheit, das oft wortgewaltig, laut und beklemmend wirkt und in einer Tragödie endet, bleibt eindrucksvoll in den Köpfen zurück. Die Q12 hatte vor und nach dem Stück Gelegenheit, mit Regisseur und Schauspielerinnen über Probenarbeit, Requisite, Kostüm oder stilistische und technische Mittel ins Gespräch zu kommen. Wie ein Freies Theater arbeitet und welche Chancen sich daraus ergeben, erfuhr der Jahrgang mit ihren Deutsch-Lehrkräften ebenfalls. Ein informativer und eindrucksvoller Theaterabend, der die Lektüre im Unterricht sehr gut ergänzt.

Stefanie Seufert