Alter Dreck von alten Leuten? – Archäologie zum Anfassen

Der Archäologe Benjamin Binzenhöfer kam zu Besuch in die 6d, und er hatte einiges mitgebracht.

Dem Spezialisten für Vor- und Frühgeschichte gelang es mühelos, die Kinder in seinen Bann zu ziehen. Dafür hatte er aber auch reichlich Material dabei, das eher in Vitrinen als in Klassenzimmern zuhause ist. Ein 37.000 Jahre alter Faustkeil, Pfeilspitzen, Bohrer oder auch mal Wikingerspielzeugwürfel, und natürlich die obligatorischen Scherben, all das durften die Schülerinnen und Schüler anfassen, teils im Original, teils als Replik. Sogar Feuer durfte mit einem Feuerstein geschlagen werden. Währenddessen berichtete Herr Binzenhöfer von seinem Werdegang und seiner Arbeit hier in der Umgebung. Im Rahmen seiner Arbeit für eine regionale Grabungsfirma begleitet er meist Baumaßnahmen und sichert Funde, bevor sie durch die geplanten Bauten zerstört werden. Er gab zu, dass bei ihm oft der Bagger zuerst anrolle, und das vorsichtige Pinseln nur dann angewendet wird, wenn die zerbrechlichen Funde freigelegt sind.

Wenn Stille ein Gradmesser für Aufmerksamkeit ist, dann waren die Schülerinnen und Schüler der 6d während des Vortrags so aufmerksam wie man es sich nur wünschen kann. Nach dem Vortrag aber schossen die Fragefinger in die Höhe: Was war der teuerste/älteste/schönste/ekligste/tiefste/am weitesten entfernte Fund etc. Alle Fragen wurden geduldig und kurzweilig beantwortet, bis hin zu den gruseligeren Funden auf frühneuzeitlichen Friedhöfen.

Für die Klasse war dabei schwer nachzuvollziehen, warum an Grabungsorten dennoch neue Bauwerke entstehen können, oder dass manch ein Bauherr lieber nachts schnell weiterbaggert, bevor das Landesamt für Denkmalschutz Wind bekommt.

Dank der ebenso interessierten Kollegin der Folgestunde wurde der Besuch spontan auf die doppelte Zeit verlängert. Zum Abschluss durften zwei Kinder eine vor gerade einmal einem Tag entdeckte kleine Tonkugel mit der Zahnbürste unter der neuen Dokukamera für alle gut sichtbar selbst reinigen.

Es bleibt die Hoffnung, dass dies nicht der letzte Besuch von Herrn Binzenhöfer war, denn selten ist Geschichte so wortwörtlich zum Greifen nah wie in solchen Momenten.

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