Ein Besuch von Strafverhandlungen am Amtsgericht Kitzingen

Ist die Strafe gerecht? Diese Frage drängte sich bei den Q11-Schülern des Kurses in Wirtschaft und Recht (wr2) auf, nachdem ein Mann zu einer siebenmonatigen Haftstrafe für einen Diebstahl von Nahrungsmitteln im Wert von 6,30 Euro verurteilt worden war. Richter Böhm und der Staatsanwalt ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass der Beschuldigte bei 40 Vorstrafen und wiederholter „letzter Chancen“ seitens der Gerichte nun nicht mehr mit ihrer Nachsicht rechnen könne, auch wenn er sich geständig und reuig zeigte. Neben dieser eher strengen Strafzumessung erkannte der Kurs in anderen Fällen noch weitere Unterrichtsthemen. So wurde das Verfahren bei einem ähnlichen Diebstahl ausgesetzt, um der beschuldigten Frau die Möglichkeit zu geben, ein psychiatrisches Gutachten erstellen zu lassen, das ihre Schuldunfähigkeit bestätigt. Alles in allem erlebten die Schüler an diesem Vormittag den typischen Ablauf einer Hauptverhandlung in Strafsachen, die im Gegensatz zum Fernsehen meist ruhig und unspektakulär verläuft. Einige gaben zu, eine andere Vorstellung von einem Gericht gehabt zu haben und diskutierten anschließend, ob die bei den meisten Verhandlungen zugelassene Öffentlichkeit aus Sicht der beteiligten Personen gerechtfertigt sei. Zumindest konnten wir durch diesen interessanten Einblick in den Alltag eines Amtsgerichts davon profitieren!

Andreas Müller