Das Theaterkarussell dreht sich wieder: „Top Dogs“ im Cairo Würzburg
Ein offenes Theaterangebot führte zehn interessierte Schülerinnen und Schüler der elften Jahrgangsstufe im April ins Kulturzentrum Cairo in Würzburg. Auf dem Spielplan stand das Stück „Top Dogs“ von Urs Widmer – ein gesellschaftskritisches Drama über entlassene Manager, die in einem sogenannten „Outplacement-Center“ professionell auf ihre Rückkehr in die Arbeitswelt vorbereitet werden sollen. Dabei geraten ihre Selbstbilder ins Wanken und zwischen Karriereanspruch und persönlicher Krise entspinnt sich ein oft tragikomischer Einblick in die Welt der ehemaligen und vormals mächtigen „Top Dogs“, die doch bisher immer „on top“ gelebt haben.
Die Inszenierung durch das Theater Dreieck überraschte trotz ihrer optischen Schlichtheit: Auf der Bühne, die zum Teil in den Zuschauerraum erweitert wurde, standen lediglich weiße Kartons, die aber mal als Stuhl und Tisch, mal als imaginärer Porsche dienten, den ein ehemaliger „Top Dog“ nach der Entlassung in seiner Garage als Statussymbol zurücklassen musste. Die Krawatten, die alle Schauspielerinnen und Schauspieler trugen, symbolisierten zu Beginn noch die toughe Beherrschtheit, wurden dann von den ehemaligen Topmanagerinnen und -managern angesichts der beruflichen Ausweglosigkeit und im hochemotionalen Zustand am Rande des Nervenzusammenbruchs nach und nach abgelegt.
Obwohl die Inszenierung ein paar Längen aufwies, beeindruckte uns doch das Spiel einzelner Schauspielerinnen und Schauspieler, die mit großer Wandlungsfähigkeit zwischen den tragischen und komischen Rollen wechselten, sodass ihre Figuren ihre Entlassungen von allen Seiten erneut durchleben und die Gruppentherapie am Ende mehr oder weniger einsichtig verlassen konnten.
Im Laufe des Stücks wurde uns immer klarer, welche Auswirkungen die jahrelange Tätigkeit als knallharte Vorgesetzte und Vorgesetzter und der plötzliche Verlust dieser Position für die Betroffenen und ihre Familien haben: verlorene Macht, Statusverlust und die Einsicht, dass aus ehemaligen „Entlassern“ plötzlich Entlassene werden können. Ebenfalls deutlich wurde aber auch, wie einsam und hilflos sich Menschen fühlen können, die sich jahrelang nur durch ihre Arbeit definiert und ihren Selbstwert einzig daraus gezogen haben.
Das offene Theaterangebot am Gymnasium Marktbreit findet in unregelmäßigen Abständen statt, richtet sich an kulturinteressierte Schülerinnen und Schüler und hat das Ziel, kleinere und alternative Spielstätten zu entdecken. Der Besuch im Cairo war ein gelungener Beitrag dazu, denn das Jugendkulturhaus versteht sich als kreativer Raum für alle, die Kulturangebote abseits des Mainstreams suchen.
Stefanie Seufert