Autorenlesung für die fünften Klassen

Ein „echter“ Schriftsteller sitzt an einem Tisch in der Mensa, vor ihm nur ein Mikrofon, ein Glas Wasser und sein neuster Roman, „Etzel Zauderkern oder die Macht der Wünsche“. Wenn man die Augen schließt und ganz leise ist, ist jetzt der Moment, in dem man in die Welt des Protagonisten eintauchen kann, denn nun beginnt Gregor Wolf zu lesen. Wie in einem Hörbuch moduliert der Autor seine Stimme, um unterschiedliche Charaktere darzustellen und den Zuhörern die spannende Eingangssituation wiederzugeben. Denn der Roman beginnt mit einer brenzligen Szene: Etzel, ein Zauberlehrling, der eigentlich nur in den Wald gegangen ist, um Heilkräuter für seinen kranken Meister zu sammeln, bemerkt einen Überfall. Ein Bote, der nach Burg Helmfest, dem Ort, an dem auch Etzel und sein Herzog leben, reiten will, wird von drei brutalen Räubern angegriffen. Sein Glück ist wohl, dass Etzel zur Stelle ist, und ihn irgendwie unbeholfen, aber letztlich erfolgreich aus der Situation retten kann. Doch was zu diesem Zeitpunkt noch keiner weiß, ist, dass der Bote von einem giftigen Pfeil getroffen und wie seine Auftraggeberin, die Königin Yema, in Lebensgefahr schwebt…und dass Etzel deshalb die Aufgabe seines Lebens bekommen wird, er muss eine rettende Medizin zur Königin bringen. Wie er dies macht und welchen Gefahren er sich dabei stellen muss, soll noch nicht verraten werden.

Doch wie entstand eigentlich die Idee, genau diese Geschichte zu schreiben? Gregor Wolf erklärt den Schülern, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, wie eine Idee zu einem Roman werden kann. Da gibt es den Autor, der eine Idee hat und diese zu einer Geschichte ausbaut und dann an seinen Verlag weitergibt, oder aber auch den Verlag, der gerne zu einem Thema eine Geschichte hätte, die in das Verlagsprogramm passt. Bei „Etzel Zauderkern“ war das Thema der Geschichte tatsächlich ein Verlagswunsch, den Gregor Wolf dann mit seinen eigenen Vorstellungen zu einer ganz besonderen Geschichte gestaltet hat.

Wer nun glaubt, dass ein Autor, der seine Idee gefunden hat, einfach schnell einen Roman schreibt, der irrt. Gregor Wolf berichtet an seinem ersten Buch, Die abenteuerliche Reise des Leopold Morsch, sechs Jahre gearbeitet – ja das Buch mehrfach umgeschrieben zu haben, bis die heute zu erhaltende Version gedruckt werden konnte. Etzel Zauderkern, sein zweiter Jugendroman, hingegen sei in etwa 8 Monaten entstanden. Bisher sind seit dem Erscheinen im Herbst letzten Jahres etwa 2000 Bücher verkauft worden. Wenn man bedenkt, dass der Autor an jedem verkauften Exemplar nur 80 Cent mitverdient, merkt man, dass dies nicht unbedingt reich macht. Die meisten Autoren haben daher noch einen zweiten Job, einen „Brotjob“, wie Gregor Wolf meint, um die eigene finanzielle Existenz zu sichern. Dennoch darf nicht vergessen werden: Schriftsteller sein zu können, Geschichten erzählen zu dürfen und zu merken, dass sich Leser*innen an diesen Geschichten erfreuen ist der eigentliche Reichtum eines Autors! Gregor Wolf ermuntert deshalb auch die Schüler*innen, ihre Geschichten aufzuschreiben.

Viele weiteren Fragen der Schüler*innen werden nun noch beantwortet, es entsteht ein reger und interessierter Austausch zwischen den Schülern und Gregor Wolf.  Zum Abschluss bekommt jede/r Schüler*in eine Autogrammkarte geschenkt, außerdem besteht die Möglichkeit, das eigene Leseexemplar zu einem ganz besonderen Buch werden zu lassen: Der Autor signiert die Bücher der Schüler*innen.

Und so vergeht die Veranstaltung wie im Flug…

Regine Völker