„Dass ich das erleben darf“ – Erinnerungen der (Schul)Familie an den Mauerfall ‘89

Erlebt haben unsere Schülerinnen und Schüler den Mauerfall nicht, das ist klar. Ihre Eltern und Großeltern aber schon. Deshalb wählte die Fachschaft Geschichte am Gymnasium Marktbreit diesmal einen ungewöhnlichen Weg, um auf ihre eigene Weise an den Mauerfall 1989 zu erinnern.

Wenige Ereignisse sind in der deutschen Geschichte so positiv in Erinnerung geblieben wie der Mauerfall am 9. November 1989. Außer an das Wunder der friedlichen Revolution erinnern sich die Älteren aber meist eben auch an das, was sie in dieser Zeit gerade taten. Also wurden alle Eltern und auch die Lehrer angeschrieben mit der Bitte, ihre persönlichen Erinnerungen auf ein kleines, im Stil einer Mauer gehaltenes Blatt zu notieren. Dabei sollte bewusst nicht die große Politik im Mittelpunkt stehen sondern die persönliche Erfahrung. Und von der gab es genug. Die zurückgesandten „Mauerstücke“ beschrieben den ersten Verwandtenbesuch, die Trabischlangen im eigenen Ort, überall mit Händen zu greifende Freude, selbst wenn man noch nicht ganz begriff, was da gerade geschah. Manche Berichte ragten heraus, wie der Fluchtbericht von Schülereltern, die auf 4 Seiten ihre Odyssee beschrieben, oder auch der des ehemaligen Grenzschutzsoldaten, der in der Wendenacht auf Streife war.

Natürlich sollten diese Erinnerungsstücke nun den Schülerinnen und Schülern gezeigt werden, um ihnen über den familienbiographischen Umweg die historische Bedeutung des Mauerfalls verständlich zu machen. Neben zusätzlichen Plakaten zur Verdeutlichung der innerdeutschen Grenze und ihrer menschenfeindlichen Geschichte fand sich dann im Herzen der Ausstellung ein kleines Stück vom originalen DDR-Grenzzaun, das die letzten 30 Jahre in einem Privatkeller verbracht hatte. Aus all den Zuschriften entstand um dieses herum dann die eigentliche Ausstellung der Erinnerungen.

Vielen Dank daher an alle Mitglieder der erweiterten Schulfamilie, die durch ihre „Erinnerungsarbeit“ ihren Kindern gezeigt haben, dass Geschichte nicht nur im Buch stattfindet, sondern dass man sie selbst erleben und schreiben kann. (Ri)