Werkstattgespräch Medien

Zwischen WhatsApp und Snapchat: Medienkompetenztage am Gymnasium Marktbreit

Medienerziehung, schon immer auch Aufgabe der Schule, stellt heutzutage eine vielen Wandlungen unterzogene Herausforderung dar. Es gilt, einen Überblick über eine rasante Entwicklung zu behalten und Schritt zu halten mit den sich ständig wandelnden medialen Gepflogenheiten der Schülerinnen und Schüler.

Ziel ist es, die Schülerschaft zu einem kompetenten und aufgeklärten Umgang mit den Medien zu befähigen. Das beinhaltet nicht zuletzt auch die Vermittlung von Kenntnissen bezüglich Urheberrecht und Datenschutz sowie von Werten wie Presse- und Meinungsfreiheit. Im Rahmen der Medienkompetenztage Ende April erfuhren die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 Grundlegendes über den Datenschutz, die Sozialen Netzwerke, über virtuelle Spielewelten und über die Manipulation des Nutzers durch Werbung. Außerdem konnten sie ihre Präsentationsfähigkeiten in Workshops erweitern. Das P-Seminar „Social Media“, viele Lehrkräfte und eine Polizistin brachten ihr Wissen und ihr Kenntnisse engagiert in das mehrtägige Projekt ein.

Werkstattgespräch Medien mit Klaus Ott, Redakteur der Süddeutschen Zeitung

Zwischen Facebook und Youtube, der digitalen Ausgabe der Mainpost, einem Klick auf Spiegel online oder eben auf das digitale Angebot der Süddeutschen Zeitung, die individuellen Möglichkeiten, sich zu informieren, sind durch Internet und Smartphone verwirrend vielfältig geworden.

Die Antwort auf die Frage, worin man eine seriöse und ausgewogene Berichterstattung von einer einseitigen unterscheidet, findet sich dadurch aber nicht leichter. Um jungen Lesern und Mediennutzern den Blick für einen kritischen Umgang bezüglich der Verlässlichkeit von Neuigkeiten zu geben, die durch den Äther und die Printmedien verbreitet werden, gewährte Klaus Ott von der Süddeutschen Zeitung den Schülerinnen und Schüler der Q11 am 04.05.2016 Einblicke in das Regelwerk seriöser Pressearbeit. Dabei erläuterte an zahlreichen tagesaktuellen Beispielen, wie seriöser Journalismus Meldungen und Meinungen angemessen prüft und aufbereitet. Er führte aus, was Teil einer gründlichen Recherche im Vorfeld einer Veröffentlichung ist. Interessant war zu erfahren, wie die konkreten redaktionellen Schritte in einer Zeitung ablaufen. Auch die Frage, ob und wie Prominente oder große Konzerne auf die Presseorgane Einfluss zu nehmen versuchen, konnte Klaus Ott vielschichtig beantworten. Beruhigend war dabei die Erkenntnis, dass in Organen wie der SZ der Unabhängigkeit und Freiheit des Journalisten stets höchste Priorität eingeräumt wird, was natürlich auch die Verpflichtung zu möglichst ausgewogener und unvoreingenommener Berichterstattung nach sich zieht. Anhand der so genannten „Panama Papers“ stellte Klaus Ott, selbst im Ressort Wirtschaftskriminalität tätig, klar, dass ein seriöses Medienunternehmen für brisante Informationen nicht zahlt. Des Weiteren belegte er an einschlägigen Beispielen, dass längst nicht alles, was enthüllt werden kann, auch veröffentlicht werden sollte. Bei der Frage, was gedruckt oder gesendet wird, sind die Persönlichkeitsrechte und die Privatsphäre des Einzelnen und das Recht der Öffentlichkeit auf unparteiische Aufklärung streng gegeneinander abzuwägen. Die sozialen Netzwerke etwa ermöglichen jedem Nutzer unmittelbare Wege der Meinungsäußerung. Das hat allerdings dazu geführt haben, dass sich Menschen zu unreflektierten Äußerungen hinreißen lassen. Das belegte Klaus Ott eindrucksvoll am Leitfaden der anhaltenden Flüchtlingsdebatte. Daran erläuterte er, wie Zeitungen mit Meinungsäußerungen, die etwa in Form von Leserbriefen an sie herangetragen werden, umgehen. Und er zeigte auf, welche Grenzen der freien Meinungsäußerung auch in journalistischen Schreibformen wie dem Kommentar und der Glosse nicht übertreten werden. Die zwei Stunden, in denen sich Klaus Ott für die Schülerinnen und Schüler Zeit genommen hatte, vergingen viel zu schnell. Doch dank des dialogisch angelegten Werkstattgesprächs konnten zahlreiche Fragen beantwortet werden, die den Schülerinnen und Schülern wie den Lehrkräften auf den Nägeln brannten.

Bettina Dengler und Friedhelm Klöhr